Schämen ist menschlich – wir schämen uns für uns und für andere. Aber warum ist den einen schnell etwas peinlich, während andere alles weglächeln? Welche Folgen hat die Scham für unsere Gesundheit, unsere Beziehungen? Wie können wir mit ihr umgehen?
Die Scham hat viele Gesichter. Wer kennt nicht jene peinlichen Momente, bei denen man einfach nur im Boden versinken will: Man lästert über jemanden, und der steht hinter einem, man rutscht in aller Öffentlichkeit aus, beim Sport reißt die Hose, man pupst vor anderen… Wir werden knallrot und hoffen, dass es nicht so viele mitbekommen haben. Und meist ist das Missgeschick schnell vergessen.
Es gibt die Momente der Fremdscham, wenn der Vater meint, auf der Party der Tochter mittanzen zu können, wenn jemand beim Karaoke total danebenliegt, aber munter weiter singt, oder schlicht peinliche Insta-Fotos.
Schmerzlicher und folgenreicher ist die Scham für Menschen, die sich unzulänglich oder nicht dazugehörig fühlen – zu dick, nicht schön oder gebildet genug oder weil sie finanziell nicht mithalten können. Diese Scham kann ausgrenzen, sie schürt Versagensängste und zehrt an unserem Selbstbewusstsein. Sie isoliert und kann krank machen.
„Die Scham ist wie ein Tsunami, der das gesamte Selbstwertgefühl infrage stellt“, sagt Jessica Libbertz. Die Journalistin und Sportmoderatorin kennt viele Seiten der Scham aus eigener Erfahrung. Als Kind, weil sie den regionalen Dialekt nicht beherrschte, als Teenager, weil sie sich zu dick fühlte. Als Fußballreporterin, weil sie vor einem Millionenpublikum in einen Fettnapf getreten war – und der mediale Shitstorm auf sie herabprasselte. All das beschreibt sie in dem Buch „No shame. Wie wir den Teufelskreis der destruktiven Scham verlassen“.
Link zum Interview:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-scham-ein-ambivalentes-gefuehl-100.html